Fliegen
Geschäftiges Treiben beim Aufbau.
Viele Stühle finden ihren Weg zur Bestimmung.
Menschen sind eingeladen, Platz zu finden,
Teil zu nehmen am Schauspiel
mit Spielgedanken, die von Synapse
zu Synapse hüpfen, springen, toben.
In jeder Art und Weise.
Luftballons werden in Auszügen
einer jeden Atems befüllt
und nicht nur ihre Farben strahlen
hinein in den Raum–- in die Welt
in Richtung Bretter, die die Welt bedeuten.
Ist da “Fliegen“ möglich ?
Ist die Realität etwas für mein Leben ?
Gehen TraumWelten unter ?
Oder schaffen sie es hinein in`s Stück ?
Mit Handlungsdrang im Handlungsstrang.
Großes Sammelbecken für Flausen aller couleur
Inhalt gewinnt an Gehalt durch verschiedenstes Dolmetschen.
Wir nehmen auf–- über verschiedene Kanäle,
finden gemeinsame Inspiration für
ein Miteinander mit mehr Verständnis.
Jetzt, Alle im Kreis für Atemübungen
mit Musik aus der Box.
Wir fühlen mit beiden Händen auf dem Bauch.
Inne halten und los lassen.
Eine erdachte Fliege summt um uns herum
mit eindringlichem “Sssssmmmssssmm“.
Ein Gruppensummen lässt Lippen fühlen,
die Anderen hören.
Ebenso erdachte Autos starten mit Gebrumm von den Lippen,
parken um, finden andere Orte im Raum.
Ein großes Gebrumm aus humanoiden Vehikeln
erfüllt zig Kubikmeter Bühne.
Begehbar, nahbar den Nachbarn, die Nachbarin freundlich begrüßen.
Stehen auf, strecken uns, lassen uns fallen
mit große kollektivem Wunsch,
um wieder nach oben zu hopsen.
Und dann “Schüttel Dein Haar (und Deine Extremitäten) für mich!“
Aufbrandender Applaus.
Dann schwenkt sich das Ensemble im Takt
fast in Trance–- in Stimmung
der Körper auf Touren in Slow-Mo.
Im eigenen Rhythmus wird aufeinander zu gegangen.
Die strahlenden Ballons vom Beginn
kommen zum Einsatz, werden hin und her gekickt
mit gekonnter Hand.
Meister*innen des Volleyballs.
Treffsicher im Hin und Her.
Nicht nur die Ballons im Wechseln.
Settings wechseln im fünf Minuten Takt.
Bis zur ersten Szene:
Eine Frau umkreist eine kleine Kugel,
gesellt sich dann sitzend zu ihr.
Findet im Schneiderinnensitz ihre Position,
greift nach der Kugel, der dann anfängt,
zu leuchten und blinken.
Ihr wird von einer zweiten Akteurin
ein rosa Blatt in DinA4 gereicht.
Sie faltet es
verschiedene Akteur*innen huschen durch den Raum
bleiben vor der Wand stehen.
Ein Mensch mit Sehbehinderung durchkreuzt,
bleibt stehen am Stock.
Eine Person voll Energie steht in der Mitte des Raumes.
Betritt das Podest und ruft:
„“Warum tut es so weh ?!“
Scheinbarer Tumult, Menschen rennen hin und her.
Sie sucht Blickkontakt mit dem Menschen mit Sehbehinderung,
dann auch sie im Tumult
bis zum Freeze mit Musikstopp.
Individuen suchen ihre Wege
schnell und doch mit Überblick
nicht unbegangene Wege.
Dann meldet sich ein Mensch zu Wort:
„“Ich sollte eine Entscheidung treffen ! Ich tue es bald, ein
anderes Mal, wenn ich Zeit habe, irgendwie. Ich sollte eine
Entscheidung treffen. Tue es aber nicht.“
All das durch ein Mikrofon. Eindringlich.
Einzelner Abgang aller Beteiligten.
Ein Blätterzweig wird gereicht
Blätter werden ausgerissen,
ein Mensch sagt: Er tut es, er tut es usw.
Ein dritter Mensch tut Kund:
„“Ich denke, denken ist ein Ozean – liegt da Land
hinter dem Ozean ?
Ich bin wie der Wind, der aufkommt, wieder abflacht.“
Input, bedeutende Sätze. Brennen sich ein,
bleiben haften. Berieselung nein danke !
Akteur*innen brennen für ihr Spiel.
Blätterzweig wird zu Boden geworfen.
Musik kommt auf -– theatralisch.
Eine Frau betritt die Bühne, wuchtet den Satz:
„“Ich würde so gerne fliegen !“
Bei all der Wut bleiben beharrlich Träume präsent, lebendig.
Brauchen keine Regieanweisung.
Lediglich als Stütze. Und das ist sie wahrhaftig.
Erarbeiten eines Stückes als Gemeinschaftswerk.
Werfen sich den Ball zu,
fast wie den Handlungsstrang
zusammen in Schönheit
zusammen in Kraft,
die sich gemeinsam potenziert.
Zwischenzeitlich ist es fast so, als drückte die Regiestimme
aus dem Off kurz die Pausetaste, spult
und gibt dann wieder ein „“Go !“
Das Skript wird repetitiv durch geackert,
bleibt hängen, bleibt haften nicht nur bei Akteurinnen
dieser öffentlichen Probe –
auch wirkt es im Publikum nach.
Schon nach wenigen Minuten dieses Spiels.
Plötzlich durchstreift ein ferngesteuertes Automobil
das Hier und Jetzt.
Macht vertrauten Lärm, fährt
in Schleife, im Loop, dreht sich im Kreis
dann gegen die Wand.
Allein, wie von selbst, mobil
beweglich unsere Synapsen, unsere Körper
unsere Gemeinschaft.
Unterstützen uns in Suche,
helfen uns beim Träumen.
Wieder Fragen:
„“Warum behindert mich mein Sprachsystem ?
Warum ist das Glück nicht auf meiner Seite ?
Warum ist die Politik so behindertenfeindlich ?
Warum kommen so viele Tränen aus mir heraus ?
So viele Fragen,
bis zur Pause.
Sammeln wir uns, Suchen und Finden von Antworten,
auf Lebenswegen so vielseitig
wie Ameisenstraßen,
Ameisen, die sich vom Volksein verabschiedet haben.
Allein und in kleinen spielenden Gruppen ihr Glück suchen.
Ansatzweise Lösungen für die Probleme des Gemüts,
vielleicht ist es das Spielen selbst.
AndiSubstanz für den Lyrikkeller.de, bei der öffentlichen Probe des Schrägstrichtheater am 7.11.24.